Die Natur um das Dorf Kazaviti auf der Insel Thassos in Griechenland.
Natur auf Thassos erkunden bedeutet den Spuren der dreitausend Jahre menschlicher Siedlungsgeschichte folgen. Die Phönizier haben als erste den Landbau auf Terrassenfeldern, auch die Ölbaumkultur eingeführt. Nicht einmal die wild anmutende Urlandschaft der Schluchten blieb ungestaltet: aus mächtigen Steinquadern bauten die frühen Siedler Dämme und bestimmten so den Wasserlauf. Auch der heute so bezeichnende Kiefernwald ist nicht ursprünglich. Vor der Besiedlung herrschten Laub- und Mischwald vor. Vier Eichenarten und mehrere andere Laubbäume sind auf Thassos heimisch; sie wurden zurückgedrängt: durch Holzschlag, durch Ziegenverbiß, durch die sich schnell durch Samenflug ausbreitende Kiefer, die auch das immer trockener werdende Klima besser verträgt. Thassos war im Altertum wesentlich dichter besiedelt als heutzutage. Als die Bevölkerung drastisch zurückgegangen war, breitete sich die Kiefer (Pinus brutia) rasch auf dem brachliegenden Kulturland aus; nur in den Hochlagen bestanden seit jeher auch reine Bestände der Schwarzkiefer (Pinus nigra). Die Forstwirtschaft hat immer die Kiefer gefördert und das Wachstum von Laubgehölzen durch gezielte, ökologisch unsinnige Auslichtung unterdrückt. Die artenreichsten natürlichen Lebensräume entstanden rings um die alten Dörfer im Inland. In dieser Zone war die Ziegenweide früher verboten, die Erde wurde seit Jahrhunderten natürlich gedüngt und bearbeitet, die Forstwirtschaft hatte keinen Einfluß nahe den Siedlungen. Als die Bevölkerung zur Küstenebene auswanderte, konnte sich deshalb in diesem Bereich die erstaunliche heutige Artenvielfalt der Natur entwickeln.
In Kazaviti blieb der breite Laubwaldgürtel um das Dorf auch vom Waldbrand 1989 verschont, beziehungsweise die Laubgehölze konnten sich nach dem Brand aus Stockausschlägen rasch wieder entwickeln. Und in die tiefen Schluchten mit ihren uralten Platanen ist das Feuer nicht vorgedrungen. Diese Platanenbestände sind so einzigartig, dass die Europäische Union in ihrer Direktive 92/43/EEC ausdrücklich ihren Schutz angeordnet hat. |
| |
